PRESSEMITTEILUNG

März 5, 2020

Berliner Apotheken warnen: Stellen Sie Desinfektionsmittel nicht selber her!

Derzeit kursieren in diversen Medien „DO-IT-YOURSELF“-Anleitungen für Händedesinfektionsmittel zur Bekämpfung des Coronavirus. Grund ist fehlender Nachschub in den Regalen der Apotheken, Drogerien und Supermärkte. Dr. Kerstin Kemmritz, Präsidentin der Apothekerkammer, warnt: „Für die Herstellung werden feuergefährliche Chemikalien benötigt, deren Verwendung aus guten Gründen reguliert ist. Hantieren Sie nicht selber mit solchen Chemikalien, und bringen Sie damit nicht sich und andere in Gefahr. Überlassen Sie die Herstellung den Fachleuten.“

Apotheken bekommen seit Tagen kaum noch industriell gefertigte Desinfektionsmittel von ihren Händlern. Auch bei den für die Herstellung notwendigen Rohstoffen sind bereits Engpässe zu verzeichnen, die durch unsachgemäßen oder auch nicht notwendigen Einsatz von Desinfektionsmitteln entstanden sind. Trotzdem sind die knapp 800 Apotheken in Berlin bemüht, die gerade auch für schwer kranke, immungeschwächte Menschen sowie für Arztpraxen und Gesundheitseinrichtungen dringend benötigten Desinfektionsmittel zu besorgen – nicht nur zum Schutz gegen das neuartige Coronavirus, sondern auch zum Schutz gegen alle anderen Viren und Bakterien.

In dieser schwierigen Situation hat nun die Bundesstelle für Chemikalien, die bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) angesiedelt ist, den Apotheken  am gestrigen Mittwoch eine Allgemeinverfügung basierend auf Artikel 55 EU-Biozidverordnung erteilt. Diese erlaubt den Apotheken als Fachleuten die Produktion und Bereitstellung von Händedesinfektionsmitteln gemäß WHO-Rezeptur bis zum 31. August 2020. Eine solche Ausnahmegenehmigung ist möglich, wenn eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit besteht. Die Lieferschwierigkeiten bei industriell gefertigten Produkten wertet die Bundesstelle als einen solchen Fall.

Kemmritz appelliert: „Auch Rohstoffe zur Herstellung von Desinfektionsmitteln sind zurzeit leider knapp. Bitte schonen Sie die Ressourcen und informieren Sie sich bei Fachleuten über die aktuelle Situation. Gesunde Haushalte brauchen momentan keine größeren Mengen Händedesinfektionsmittel, denn gegen das Coronavirus ist auch ausreichend gründliches und häufiges Händewaschen mit Seife wirksam. Nur wo das nicht möglich ist (z.B. unterwegs), sind Händedesinfektionsmittel sinnvoll.“

Die Apotheken sorgen derzeit dafür, dass Händedesinfektionsmittel ordnungsgemäß hergestellt und bedarfsgerecht und risikobasiert eingesetzt werden. Die Apotheken klären rund um die Uhr auf, dass eine Ausbreitung des Coronavirus in erster Linie dadurch eingedämmt werden kann, dass alle Mitmenschen sich und andere schützen, indem sie sich konsequent und ausreichend lange und gründlich mit Seife und Wasser die Hände waschen, 1-2 Meter Abstand halten zu Mitmenschen mit Erkältungssymptomen und die Husten- und Niesetikette beachten, wenn sie selber Symptome haben. Alle Informationen zum Schutz vor dem Coronavirus und anderen Viren finden sich unter www.infektionsschutz.de.

In Zeiten der Coronavirus-Epidemie zeigt sich einmal mehr, wie unentbehrlich das flächendeckende Netz an öffentlichen Apotheken ist – zur Aufklärung und zur Versorgung.

AK Berlin, 05.03.2020